Den Patienten in seiner Welt respektieren und danach handeln
Am Montag, den 5. Mai fand die feierliche Eröffnung der neuen Spezialstation für Menschen mit psychischen Alterserkrankungen statt. Im Rahmen des Landesförderprogramms „Altersmedizin“ wurden dem Alexianer Krankenhaus Maria-Hilf Krefeld insgesamt 2,8 Millionen Euro für stationäre Umbaumaßnahmen in der Geriatrie und Gerontopsychiatrie bewilligt. Schwerpunkt der Maßnahmen war jetzt der komplette Umbau der Station A 14. Es handelt sich dabei um eine gerontopsychiatrische Station mit 28 Behandlungsplätzen, in der ältere Menschen mit fortgeschrittener Demenz, Depression oder Delir behandelt werden.
Mit der Sanierung der Station gelang in vielerlei Hinsicht ein Quantensprung, der insbesondere der individuellen Versorgung des Patienten viel besser gerecht wird. Die größte Herausforderung bestand darin, die Gegebenheiten im 30 Jahre alten Gebäude mit modernsten Konzepten einer Demenzstation zu verbinden. Insofern ist das Ergebnis wegweisend und beispielhaft für ähnliche Projekte. Insbesondere internationale Beispiele flossen hier im eigenständigen Konzept ein.
Schon beim Eintritt in die neue Station merkt man, dass es sich hier nicht um eine Krankenhausstation handelt, wie man sie erwarten würde. Große Landschaftsbilder senden deutliche Wohlfühlsignale aus. Sie sind nicht nur an Wänden zu finden, sondern zieren auch Glastüren wie beispielsweise zum Aufenthaltsraum, die das Motiv durch das Tageslicht erstrahlen lassen. Blumenmotive in den Zimmern ergänzen das Konzept, die Natur mit beruhigenden angenehmen Farben auf die Station zu holen. Tageslichtähnliche Beleuchtung mit zentraler Steuerung von Lichtfarbe und –intensität für jeden Raum und Dämmerungssimulation unterstützt dies noch.
Der optische Eindruck ist wichtig, für Patienten und Mitarbeitende. Noch wichtiger allerdings sind die Aspekte, die die Belange der Patienten in Bezug auf Sicherheit und individuelle Bedürfnisse in Einklang bringen. Dr. Andreas Rigas, Leitender Oberarzt der Klinik für Psychische Gesundheit, sagt: „Schon die Architektur und Ausstattung sollte gesundheitsfördernd wirken. Unsere neue Demenzstation zeigt sehr schön, dass dies kein Widerspruch zur Unterstützung der Arbeitsprozesse und Sicherheitsaspekte ist. Ganz im Gegenteil: Beides konnten wir gleichermaßen berücksichtigen, mit klaren Strukturen und klaren Konzepten.“
Auf der Station finden sich daher – häufig erst auf den zweiten Blick – zahlreiche Details, die den Aufenthalt der Patienten und die Arbeit mit den Patienten erleichtern, Sicherheit bieten und den Behandlungserfolg unterstützen. Neben der überall aus einem Guss gegebenen Ausstattung, so ansprechend sie auch ist, werden zum Beispiel die Kennzeichnungen des eigenen Zimmers bedarfsgerecht mit biographischen Komponenten ergänzt.
Die Philosophie der vielen beeindruckenden Einzelmaßnahmen heißt: Klarheit der Signale!
Menschen mit starken kognitiven Einschränkungen, die aber mobil sind und bleiben sollen, brauchen klare Strukturen, damit sie intuitiv Orientierung finden. So werden gewisse Bereiche ohne Relevanz für den Patienten „getarnt“, wie zum Beispiel Türen in Wandfarbe, Ausgänge mit Naturmotiven als Türen kaum noch wahrnehmbar oder Jalousien vor Wasserspendern. Dagegen sind andere Elemente der Station bewusst hervorgehoben, wie etwa Handläufe, große Fernseher oder WC-Deckel. Letztere sind wie andere Bedienelemente in Dusche/WC in knalligem Rot spontan identifizierbar.
Tobias Lauritsch ist pflegefachliche Leitung auf der Station und hat dieses Projekt von pflegerischer Seite maßgeblich mitbegleitet. Er sagt zu einem sensiblen Aspekt der Pflege: „Wichtig ist, dass die Patienten ihre Gefühle auch ausleben können, vor allem um Spannungen abzubauen. Deshalb ist auch bei notwendigen Überwachungen wichtig, im Bedarfsfall Privatsphäre zu schaffen und dennoch die Sicherheit zu gewährleisten. Wir können vom zentralen Dienstplatz aus sehr diskret zwei spezielle Überwachungszimmer und den stationseigenen Garten einsehen.“
Der geschützte Garten ist wie die Station komplett neu angelegt und erlaubt es den Patienten, den als eine Acht gebauten Gehweg ausgiebig zu nutzen, ohne das Gefühl einer Sackgasse zu haben. Es gibt Verweilplätze und die Bepflanzung besteht komplett aus ungiftiger Vegetation.
Eine wichtige Innovation ist ein überwachter Raum zur Beruhigung von Patienten mit unkontrollierter Emotionalität. Der gesamte Raum ist mit weichen Materialien ausgestattet, um Selbstverletzung zu verhindern. Er ist nach außen schallisoliert, so dass die Mitpatienten nicht beeinträchtigt sind und der betroffene Patient abgeschirmt von äußeren Reizen für sich zur Ruhe kommen kann. Interventionen sind immer und schnell durch eine direkte Verbindungstür möglich.
Privatsphäre und eine gewisse Autonomie werden bereits dadurch geschaffen, dass alle weiteren Patientenzimmer von außen nicht frei zugänglich sind, aber immer verlassen werden können.
Ein Bad in einer speziellen Wanne soll unter Einsatz basaler Stimulation und Aromatherapie beruhigend wirken. Der große fast ebenerdige Einstieg in die Wanne und die spezielle Sitzform erleichtern dabei die Arbeit des Pflegedienstes erheblich.
Dr. Renato Pejcinovic, Chefarzt der Klinik für Psychische Gesundheit, erklärt: „Ziel der stationären Behandlung in der Gerontopsychiatrie ist es zu beruhigen, Gefahren abzuwenden und mit Hilfe der Aktivierung von Fähigkeiten wieder eine Basis für das Leben im heimischen Umfeld zu schaffen. Mit der neuen Station A 14 im Krankenhaus Maria-Hilf haben wir zukunftsweisende Voraussetzungen geschaffen.“
Die Maßnahme ist Teil des Förderprogramms „Altersmedizin“ des Landes Nordrhein-Westfalen. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann erklärt: „Die Menschen in unserer Gesellschaft werden immer älter und die Älteren werden immer mehr. Da rückt natürlich auch die gesundheitliche Versorgung dieser Personengruppe stärker in den Vordergrund. Als Gesundheitsminister ist mir wichtig, dass auch die betagten und hochbetagten Menschen in den nordrhein-westfälischen Krankenhäusern bestmöglich versorgt werden. Deshalb fördert die Landesregierung effektive Maßnahmen der Krankenhäuser zur Weiterentwicklung der Altersmedizin. Die Investitionen kommen letztlich unmittelbar den Patientinnen und Patienten aber auch den Beschäftigten zugute.“ (Quelle: www.land.nrw)