Am 15. Mai ist Europäischer Adipositastag.

17. Mai 2021

An diesem Tag machen die Experten am Adipositaszentrum Düsseldorf am St. Martinus-Krankenhaus auf die besonderen Bedürfnisse von Betroffenen aufmerksam

DÜSSELDORF. Im DGAV zertifizierten Referenzzentrum am Düsseldorfer St. Martinus-Krankenhaus finden Adipositaspatienten professionelle Unterstützung. Das Adipositaszentrum Düsseldorf am Bilker St. Martinus-Krankenhaus gehört zu den vier ausgewiesenen Spezialisten in der Adipositasbehandlung zwischen Bonn und Düsseldorf.

Zum Europäischen Adipositastag gibt es drei Fragen an den Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am St. Martinus-Krankenhaus, Dmitrij Dajchin, der das Adipositaszentrum Düsseldorf leitet.

Herr Dajchin, Sie und Ihr Team behandeln pro Jahr rund 500 Patienten im Adipositaszentrum. In welcher Situation befinden sich Betroffene, wenn sich diese bei Ihnen vorstellen?

Dajchin: “Die allermeisten Patienten sind verzweifelt. Sie haben eine wahre Odyssee an Diäten hinter sich und leiden an ernsthaften Begleiterkrankungen. Und: Sie leiden nicht nur unter physischen Symptomen. Auch ihre Seele ist oft stark in Mitleidenschaft gezogen, denn sie stoßen bei ihren Mitmenschen häufig auf Unverständnis und Ablehnung."

Wie äußert sich das?

Dajchin: "Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die von der WHO und auch von den Krankenkassen seit Jahren anerkannt ist. Trotzdem wird die Erkrankung oftmals mit fehlender Willensstärke und starker Genusssucht gleichgesetzt. Außenstehende gehen davon aus, dass der Patient an seiner Erkrankung „selber schuld“ sei. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Ursachen für die Entstehung einer Adipositas. So können zum Beispiel Traumata, Stress, Existenzangst oder Vereinsamung dick machen."

Was ist Ihnen besonders wichtig bei der Therapie?

Dajchin:„Adipositaspatienten erfolgreich zu behandeln bedeutet vor allem, den Betroffenen in seiner individuellen Gesamtsituation wahrzunehmen und zu verstehen.  Neben einer kontinuierlichen professionellen medizinischen Betreuung brauchen Betroffene vor allem unser Verständnis, unser Einfühlungsvermögen und eine Behandlung auf Augenhöhe. Unser Ziel ist es, unseren Patienten ihre Ängste zu nehmen, wenn wir sie durch die Höhen und Tiefen ihrer Erkrankung begleiten.

Für den Fall, dass alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft sind, besteht in unserem Haus die Möglichkeit, den Patienten durch einen chirurgischen Eingriff zu unterstützen. Gemeinsam gehen wir mit unseren Patienten den Weg in ein für sie „neues Leben“ und freuen uns über jeden persönlichen Meilenstein, der in ein gesünderes, selbstbewusstes neues Leben führt.“

Zusatzinfo:

Übergewicht ist eine weit verbreitete Volkskrankheit – und betrifft nicht mehr ausschließlich die Industrieländer. Nach RKI leiden in Deutschland etwa zwei Drittel der Männer und rund die Hälfte der Frauen an überschüssigen Pfunden. Viele versuchen, diese durch Diäten und diverse Sportprogramme zu bekämpfen. Rund ein Viertel der Erwachsenen gilt hierzulande als adipös, die Tendenz ist steigend. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) betont, dass dringend Handlungsbedarf zur Überwindung dieses gesellschaftlichen Problems besteht.

Der lateinische Begriff Adipositas steht für starkes oder krankhaftes Übergewicht. Ein Indikator dafür ist der sogenannte Body-Mass-Index, der sich aus Körpergewicht (in Kilogramm) geteilt durch Körpergröße (in Meter) zum Quadrat errechnen lässt. Mediziner sprechen von Übergewicht ab einem BMI von 25. Übersteigt der BMI die 30, werden die Betroffenen als adipös eingestuft. Liegt er über 40, handelt es sich um eine „morbide Adipositas“, die mit einer extremen Gesundheitsgefährdung einhergeht.

Starkes Übergewicht bedeutet ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthrose oder Krebs. Nach aktuellen Erkenntnissen gilt Adipositas ebenso als ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer Covid-19 Erkrankung. Rund ein Viertel der Erwachsenen hierzulande gilt als stark bzw. krankhaft übergewichtig.

Mittlerweile hat die Adipositas epidemische Ausmaße erreicht. Weltweit gelten 2,2 Milliarden Menschen entweder übergewichtig oder sogar fettleibig – also ist nahezu jeder dritte Mensch auf der Erde zu dick. Innerhalb der letzten 35 Jahre hat sich der Prozentsatz adipöser Menschen in mehr als 70 Ländern verdoppelt. Laut WHO sterben jedes Jahr mindestens 2,8 Millionen Menschen an den Folgen von Übergewicht und Fettsucht. Aus gutem Grund hat die WHO Adipositas bereits 1997 als globale Epidemie eingestuft. Weltweit gibt es bereits seit Jahren mehr übergewichtige als untergewichtige Menschen.

Bildnachweis: Poensgen



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